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Ein Kulturspaziergang auf der Neustadt

Kunst und Geschichte, aktuelle kulturelle Angebote und die Historie des Viehhandels in Husum zusammenbringen in einer Führung? Das geht, wie ein neues Angebot auf der Neustadt beweist. Der „Kulturspaziergang“ hatte kürzlich Premiere, am 31. August und im nächsten Jahr folgen weitere Termine.

©Anke Steensbeck

Kunst und Geschichte, aktuelle kulturelle Angebote und die Historie des Viehhandels in Husum zusammenbringen in einer Führung? Wie das in spannender Weise gelingt, zeigt ein neues Angebot: der „Kulturspaziergang“ auf der Neustadt, der kürzlich mit rund zwölf Interessierten Premiere hatte und mit weiteren Terminen am 31. August sowie im nächsten Jahr eine Fortsetzung finden wird.

Los geht es am unteren Ende der Neustadt, an der (wie passend!) Skulptur mit den drei Kühen – ein Symbol für den Viehtrieb durch die Neustadt in früheren Zeiten. Stadtführer Harald Knoop gibt eine erste Einführung dazu – und leitet über zur ersten Kunststation.

Wenige Schritte von hier öffnet dann Lucia Figueroa ihr lichtes Atelier im Hinterhof der Hohlen Gasse Nr. 1. Die freiberufliche Bildhauerin stammt aus Argentinien, lebt seit vielen Jahren in Deutschland – übrigens im Quartier Obere Neustadt. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft ausgezeichnet.

Weiter geht’s zur Galerie Tobien in der Neustadt 8 – 10. Weil außerhalb der Öffnungszeiten, gibt es hier lediglich einen Blick in die Schaufenster, einen Flyer zu den aktuellen Ausstellungen sowie Informationen des Stadtführers zu dem vielfältigen Angebot des Hauses.

Wenige Meter die Neustadt hoch wartet Renate Diekwisch bereits auf die Gruppe. Bei ihr und ihrem Mann Gerd Neuberger können interessierte Künstler und Künstlerinnen ihre Arbeiten unter dem Stichwort „Fensterschau“ in den beiden Schaufenstern präsentieren. Und für ihre Gäste hatte die Gastgeberin auch eine kleine Überraschung vorbereitet: ein Gedicht – aus ihrer Feder und selbst vorgetragen.

Dann der Wechsel von der „unteren“ Neustadt ins Quartier: zu Jarvis Helwig. Der Bildhauer logiert mit seinem Atelier im Hinterhof des Kavaliershauses, dem ehemaligen Gästehaus des Schlosses. Hier gibt es faszinierte Blicke auf seine Werke, die vornehmlich aus dem Rohstoff Papier entstehen, und ebenso faszinierte Blicke auf das Ambiente des Raumes, in dem viele historische Elemente wie etwa die Stuckdecke erhalten sind.

Unterwegs zur nächsten Station vermittelt Stadtführer Knoop den Teilnehmenden anhand historischer Fotos eine Vorstellung von dem pulsierenden Leben, das die Neustadt zu Hoch-Zeiten des Viehhandels kennzeichnete. War Husum schon im Mittelalter Umschlagplatz für Nutzvieh, so entwickelte sich der Geschäftszweig in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur wichtigen wirtschaftlichen Basis der Stadt. „Die Straße Neustadt bestand fast ausschließlich aus Gasthäusern mit rückwärtigen Stallanlagen“, heißt es auf der Website der Stadt. Und dort, wo heute das Kreishaus steht, waren an Markttagen vor allem Rinder dicht an dicht angebunden und warteten auf neue Besitzer.

Aber zurück zur Kunst – jetzt im GF Atelier von Gerhard Frohbarth in der Neustadt 111. Wo früher eine Schankwirtschaft und danach eine Apotheke ansässig waren, lädt der ehemalige Dozent für abstrakte Malerei heute wechselnde Künstlerinnen und Künstler ein, hier ihre Bilder und Objekte zu zeigen.

Für die letzte Station des Rundganges heißt es dann, die Neustadt zu verlassen und in den Treibweg abzubiegen, zum Haus Nummer 41. Durch den efeuumrankten Hof und den nach dem Vorbild einer alten Stalltür gestalteten Eingang gelangt man hinein in die Welt von Galerist Ocke Peters, der hier vorwiegend norddeutsche Gemälde, Kunstwerke und ausgewählte alte Möbel präsentiert.

Von der Idee zum Angebot

Die Idee ist im Quartier Obere Neustadt entstanden – „aus dem Gefühl, dass die Obere Neustadt wie abgehängt von der ‚unteren‘ ist“, sagt Mitinitiatorin Anke Steensbeck. Wie also könne man den südlichen Bereich der Neustadt bis zum Quickmarkt und die Obere Neustadt miteinander verbinden, wie die Neustadt als Ganzes erlebbar machen?

Über die dortigen Kunst- und Kultureinrichtungen, so der Gedanke von Steensbeck und ihrem Partner Gerhard Frohbarth, dem Inhaber des GF Ateliers, das beide gemeinsam betreiben. Der hinzugezogene Stadtführer Harald Knoop brachte den Vorschlag ein, den historischen Viehtrieb entlang der Neustadt als roten Faden einzubeziehen, und so nahm das Konzept des „Kulturspaziergangs“ von der Hohlen Gasse bis zum Treibweg Gestalt an.

Beim Quartiersmanagement der Oberen Neustadt stieß das Vorhaben auf offene Ohren und Unterstützung, berichtet Anke Steensbeck. So konnte der Flyer zur Führung aus dem Verfügungsfonds der Städtebauförderung „Sozialer Zusammenhalt“, über den der Quartiersbeirat befindet, zu 80 Prozent gefördert werden; die Restkosten wurden auf die sechs beteiligten Einrichtungen verteilt.

Der Flyer stellt diese vor und soll Lust auf einen Besuch auch jenseits einer offiziellen Führung machen. Er liegt bei diesen Stationen aus sowie bei der Tourist Information, im NordfrieslandMuseum Nissenhaus, im Rathaus und einigen Hotels; außerdem ist er im Download (siehe unten) verfügbar.

Text und Fotos: Heike Wells

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