Für seine Arbeit ist ein „grüner Daumen“ unverzichtbar. Den hat Andreas Kirchner, und seine Arbeit liebt er. Sie führt ihn täglich ins Quartier Obere Neustadt, gewissermaßen in die grüne Lunge des Stadtteils: Kirchner ist der verantwortliche Friedhofsgärtner des Westfriedhofs.
Seit mittlerweile vier Jahren ist sein Gesicht im Quartier allen vertraut, die viel auf dem oder rund um den Friedhof unterwegs sind – und das sind ziemlich viele Menschen. Nicht nur diejenigen, die hier ein Grab besuchen, sondern auch Spazierende, Eltern, die ihren Nachwuchs zur Asmussen-Woldsen-Kita bringen, Menschen auf dem Weg von oder zur Arbeit, Gassigängerinnen mit ihrem Hund …
Da wird dann freundlich gegrüßt, auch mal ein nettes Wort gewechselt. Und da sieht Kirchner manchmal Bedrückendes wie weinende, verzweifelte Hinterbliebene an einem Grab. Abschied, Trauer, Tod: Auch das gehört zum Leben, sagt der ausgebildete Friedhofsgärtner – und es zu akzeptieren zu seinem Beruf. Der ist für ihn „Traumberuf“ und die Arbeitsstelle „ein echter Jackpot“.
Gelernt hat der heute 34-Jährige auf dem Südfriedhof, danach noch einige Zeit dort, dann eine Weile auf dem Ostfriedhof gearbeitet. Als ihm die Verantwortlichen beim Evangelisch-Lutherischen Nordfriesischen Friedhofswerk, nach dem Weggang des Vorgängers, die Stelle auf dem Westfriedhof anboten, griff er sofort zu. „Es war eine einmalige Chance, so früh im Berufsleben schon einen ‚eigenen Friedhof‘ zu bekommen“.
„Eigener Friedhof“, damit meint Andreas Kirchner: Den Westfriedhof bewirtschaftet er eigenverantwortlich. Er entscheidet, welche Arbeiten anstehen. Er pflanzt und pflegt die Anlage, auch viele der Gräber, jeweils im Auftrag von und in Abstimmung mit den Hinterbliebenen. Nach einem warmen Spätsommer beginnt Kirchner langsam, das Gelände winterfest zu machen. Denn über den Jahreswechsel wird der Westfriedhof einige Wochen lang nicht bewirtschaftet.
Aber egal in welcher Jahreszeit: „Die Tätigkeit im Grünen – das ist einfach meins“, schwärmt der gebürtige Husumer, der in Rantrum aufgewachsen ist, aber längst wieder in seiner Heimatstadt lebt. Und sein Arbeitsplatz sei etwas ganz Besonderes: ein übersichtlicher Friedhof mitten in der Stadt, eine kleine Oase, in der er frühmorgens bei Arbeitsantritt vom Gesang der Vögel begrüßt wird.
Text: Heike Wells