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Atelierbesuch im Nedderweg

Elf Frauen, ein Mann – und eine gemeinsame Triebfeder: die Kunst. „Das Atelier Husum“ ist ein Ort der Kreativität im Quartier Obere Neustadt. Für einen Atelierbesuch haben sechs der hier aktiven Künstlerinnen ihre Räumlichkeiten im Nedderweg geöffnet.

Den Nedderweg hinunter, um einen hohen Zaun herum geht es zu dem blauen Haus. Durch die braune Tür, eine Treppe hinauf, einen Gang entlang – dann öffnet sich ein großer, heller Raum. Fenster zu beiden Seiten lassen viel Licht hinein. Optimale Bedingungen, um der Kreativität freien Lauf zu lassen. Und hier, im „Atelier Husum“, tun elf Frauen und ein Mann genau das: Sie malen mit Acryl oder Öl, sie zeichnen, drucken, fotografieren, sie arbeiten mit Ton oder Worten, mit Stoff oder Wolle, sie schaffen Installationen und Objekte … Bei einem Atelierbesuch geben sechs der Künstlerinnen Einblick in das, was sie begeistert an ihrem gemeinsamen Projekt

Die Initialzündung kam vor einigen Jahren von Andrea Bode, auf der Suche nach einem Atelier in Husum. Als sie die Räumlichkeiten im Nedderweg entdeckt hatte, „waren da schnell andere, die mitgemacht haben“, berichtet sie. Über die Zeit hat sich die Gruppe verändert; am Anfang waren sie acht, dann vier, auch mal 17, heute sind sie zwölf, einige von Beginn an dabei.

„Das Atelier Husum“ ist ein Gemeinschaftsprojekt Gleichberechtigter. „Hier geht es nicht um Raumvermietung, hier geht es um ein Wirgefühl“, sagt Barbara Wortmann. Sich gegenseitig stützen, sich gemeinsam entwickeln und lernen – diese Begriffe fallen immer wieder im Gespräch mit den Frauen.

Ein anderer: Freiwilligkeit. Sie nehmen an Veranstaltungen teil, unternehmen gemeinsam einen Ausflug zu einer Ausstellung, feiern auch mal miteinander. Immer bleibt für alle die Möglichkeit mitzumachen – oder eben nicht. Vieles kann, nichts muss.

Verbindlich ist allein das Zusammenkommen zweimal im Monat, unter anderem, um Organisatorisches zu besprechen. „Verbindlich im Sinne von Verbundenheit, nicht Verpflichtung“, betont Monika Hellfritz. Und es gibt eine eiserne Regel: die Arbeiten der anderen nicht ungefragt zu kommentieren. Wer Feedback möchte, bittet darum, eine Kollegin, den Kollegen oder die ganze Gruppe.

Immer geht es dabei um die künstlerische Entwicklung, für die das Atelier einen geschützten Raum bietet. Nicht von dem, was sie tun, leben zu müssen, gebe dabei viel Freiheit, ist Susann Lokatis-Dasecke überzeugt. Freiheit, Neues auszuprobieren, zu experimentieren – und auch mal zu scheitern. Dann wird man aufgefangen von den anderen. Das gelte auch dann, wenn einmal die Inspiration fehlt, berichtet Sophie Gruzman-Jarczyk: „Aus einer solchen Situation käme ich ohne die Gruppe vielleicht nicht heraus.“

Alle Aktiven im Atelier Husum haben, auf die eine oder andere Art, eine Ausbildung im künstlerischen Bereich. Aber das ist kein Muss. „Entscheidend ist der Anspruch an uns selbst, das Feuer muss da sein“, formuliert es Andrea Bode. „Ich habe keinen Anspruch, ich habe vor allem Spaß“, lacht Susann Lokatis-Dasecke. Diskussionsfreudig sind sie also auch im Atelier im Nedderweg …

Und sie arbeiten nicht versteckt hinter der braunen Tür im blauen Haus, sie öffnen diese (und sich) auch. Bei Tagen der Offenen Tür, bei der Teilnahme an der Husumer Kulturnacht, bei einer Kunstversteigerung, bei Ausstellungen im Stadtteilbüro (früher noch im Stadtweg). Erlöse wurden mehrfach für die Husumer Tafel gespendet. „Das ist uns ein wichtiges Anliegen,“ betont Marlies Spankus.

Für die nächste Kulturnacht laufen auch bereits die Planungen. Also schon mal vormerken: Husumer Kulturnacht, 5.Juli – unter anderem im Atelier im Nedderweg.

Text und Fotos: Heike Wells

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