Hartungs Kinogeschichten
Kino ist Beruf und Leidenschaft der Familie Hartung. Kaum ein Tag seit dem Erwerb des Kino Centers auf der Oberen Neustadt, an dem Hans-Lorenz Hartung nicht viele Stunden dort verbracht hätte, und seinem Sohn Stephan sowie seiner Schwiegertochter Sylvia Marksteiner-Hartung als heutige Geschäftsführer geht es nicht anders. Da liegt die Frage nach dem Lieblingsfilm der Kinomacher nahe …
„ ‚Den‘ Lieblingsfilm gibt es nicht“, sagt Hartung senior. „Doch“, widerspricht Hartung junior – und schon ist die schönste Diskussion im Gange. Für Stephan Hartung ist klar: „Blues Brothers“ ist einer seiner beiden Lieblingsfilme. Die Male, die er ihn gesehen hat, kann er nicht zählen. Favorit Nummer zwei, als künstlerisches Werk wohl der bessere, meint er: „Der Pate“. „Da hatte ich als junger Mensch Herzrasen, das hat bis heute kein zweiter Film so geschafft.“
Auch Hans-Lorenz Hartung nennt zunächst zwei Lieblingsfilme: „Das Schweigen der Lämmer“ sieht er als „ein filmisches Meisterwerk. Da wurde ich im Sitz immer kleiner. Und ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals beim Anschauen eines Films Angst empfunden habe – außer bei diesem.“ Und dann noch „Spiel mir das Lied vom Tod“, der einen „wegen der unglaublichen Musik von Ennio Morricone und der Regie von Sergio Leone zum Immer-wieder-Ansehen zwingt“.
Doch umgehend relativiert er: Würde man nur diese beiden nennen, würden die wichtigen Filme, mit denen er aufgewachsen ist und die einen großen Einfluss auf die Jugend damals hatten, vergessen. Als Beispiele nennt er
„12 Uhr mittags“, „Verdammt in alle Ewigkeit“, „Jenseits von Eden“ und die „grandiose Komödie“ von Peter Bogdanovich „Is was, Doc?“ Hans-Lorenz Hartung: „Diese Liste ließe sich noch weit fortsetzen.“
Er erinnere sich gut an ein Gespräch mit dem 2015 verstorbenen Hellmuth Karasek, der im Kino Center mal die Filmtage eröffnet habe: „Wir sprachen über sein Buch ‚Mein Kino – die 100 schönsten Filme‘. Er meinte damals, die Auswahl selbst dieser 100 Filme sei so schwer gewesen, da zu viele, die eigentlich dazu gehört hätten, auf der Strecke geblieben wären. Dem kann ich nur zustimmen …“
Einig sind sich Vater und Sohn Hartung in der Frage des Lieblingsfilms doch noch, und zwar in einem Fazit: Die Epoche, in der ein Film entstanden ist, spiele bei der Einschätzung eine große Rolle. „Manche Filme verlieren mit der Zeit ihre Wirkung“, sagt Hartung senior und nennt die von Monty Python als Beispiel; „andere bleiben“.
Und Sylvia Marksteiner-Hartung, die Mitgeschäftsführerin im Kino Center? Die Leidenschaft ihres Mannes und ihres Schwiegervaters für das bewegte Bild teile sie so nicht, räumt sie ein. Ohnehin schaue sie sich nicht so häufig Filme an, wie man vielleicht vermuten mag. Leidenschaft fürs Kino allerdings empfinde auch sie – genauer gesagt für das Husumer Kino Center: „Einen schöneren Arbeitsplatz kann ich mir nicht vorstellen.“
Text: Heike Wells