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Leben in der schönsten Ecke der Neustadt

Die Obere Neustadt ist ein lebendiges Quartier, geprägt von Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und Nationen. Wer sind diese Menschen? Dieser Frage gehen wir in der Serie „Gesichter der Neustadt“ nach. Heute lernen Sie Ute Becker und Jürgen Jürgensen kennen.

Copyright: Foto©Heike Wells

Sie leben in der schönsten Ecke der Oberen Neustadt – „vielleicht ganz Husums“, lacht Ute Becker. Und im Rentenalter arbeiten sie auch hier, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Haus: Becker und ihr Mann Jürgen Jürgensen sind Museumswärterin und -wärter in Teilzeit im Ostenfelder Bauernhaus in der Nordhusumer Straße.

Warum es hier so schön ist? Das Gebiet ist die „grüne Lunge“ des Quartiers Obere Neustadt. Das ehemalige Witwenstift des Asmussen-Woldsen-Vermächtnisses, ein stilvolles Reetdachhaus mit der angrenzenden Wiese und imposanter Eiche, das ebenso grüne Grundstück des Museums samt idyllischem Bauerngarten, der Westfriedhof gleich nebenan: „Wenn ich morgens aus dem Fenster schaue, habe ich manchmal das Gefühl, ich lebe auf dem Land“, sagt Jürgen Jürgensen.

Dabei ist er gar kein Landmensch, sondern ein „echter“ Husumer. Und als solcher kennt er den Straßenzug Obere Neustadt noch als pulsierende Partymeile: Discos, Kneipen, das Kino, Läden, „Peter Bratwurst“ … all das gab es hier in Jürgensens Sturm- und Drangzeit. „Als junger Mann spielte sich meine Freizeit auf der Oberen Neustadt ab.“

Heute fahre man hier nur noch mit dem Auto durch, bedauert auch Ute Becker, die 1986 aus Arbeitsgründen in die Nordseestadt kam, sich verliebte und blieb. Von der Unteren Neustadt kommend, sei die Ecke Nordbahnhofstraße wie eine „unsichtbare Grenze“. Schade, findet Becker – und dass das Quartier durchaus Potenzial hat. Zum Beispiel bei der Entwicklung von mehr Grün, etwa durch Baumpflanzungen. Oder mit einem gastronomischen Betrieb mit Kaffeegarten. Träumen darf man ja …

Verbunden fühle sie sich allerdings mit ihrem Häuschen im Grünen, dem Garten und jetzt auch mit dem Ostenfelder Bauernhaus, dem ältesten Freilichtmuseum Deutschlands. Das ist nach der Winterpause seit dem 2.Mai wieder geöffnet, und bei schönem Wetter sieht man das Ehepaar, wartend auf Kundschaft, schon mal auf der Bank vor der hölzernen Tür in der Westsonne sitzen.

„So ein geschichtsträchtiges wunderschönes Haus direkt nebenan, und da auch noch zu arbeiten: Das ist toll!“, findet Ute Becker. Sie tut dies, nach einem Start als Ehrenamtliche, hauptamtlich seit diesem Jahr, ihr Mann bereits seit 2017. Für den gelernten Schlosser, der nach 27 Jahren auf der Husumer Werft noch 15 Jahre in Kiel schaffte, ist diese räumliche Nähe von ganz besonderem Wert: „Ich hatte noch nie einen so kurzen Weg zur Arbeit.“

Das Ostenfelder Bauernhaus ist eines von drei Husumer Museen unter dem Dach des Museumsverbundes Nordfriesland. Es ist dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter museumsverbund-nordfriesland.de/ostenfelder-bauernhaus.

Text: Heike Wells

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